Bin ich hypnotisierbar oder nicht?
Diese Frage stellen sich viele Menschen, wenn sie es in Betracht ziehen, eine Hypnosetherapie zu machen.
Die meisten Klienten, die zum ersten Mal zu mir in die Praxis kommen, sind vorher noch nie hypnotisiert worden. Diejenigen, die schon mal bei einem Hypnotiseur waren, frage ich immer: glaubst du, dass du damals in Hypnose warst?
Erschreckend viele antworten entweder „nein“ oder „ich weiss es nicht“ oder gar „ich glaube, ich bin nicht hypnotisierbar“. Auf meine Rückfrage, warum sie dieser Meinung sind antworten sie zum Beispiel:
- Ich habe alles gehört / mitbekommen und konnte ganz normal denken.
- Meine Augenlider haben geflattert, das hat mich gestört.
- Ich war einfach nur entspannt und hätte jederzeit aufstehen können.
Wenn ich solche Antworten erhalten, weiss ich, dass etwas Wichtiges nicht gemacht wurde bei der früheren Hypnosesitzung. Der Klient wurde nicht oder nicht ausreichend über die Hypnose aufgeklärt.
Bin ich hypnotisierbar? Aufklärung ist wichtig – das hypnotische Vorgespräch
Als die Büroangestellte mit psychosomatischen Symptomen zu mir kam, erzählte sie, sie sei deswegen schon mal hypnotisiert worden. Sie meinte, sie wisse nicht, ob sie dort in Hypnose war, weil sie alles mitbekommen hatte. Und sie sei mit der Zeit unbequem gelegen, hatte sich aber nicht getraut, sich zu bewegen, um nicht aus der Hypnose herauszukommen.
Die Hypnosesitzung hatte keine Wirkung gezeigt, ihre Beschwerden waren immer noch vorhanden. „Bin ich hypnotisierbar oder nicht?“ fragte sie sich zurecht.
Wenn ich solche Antworten höre, kenne ich den Grund, warum die Hypnose erfolglos war. Die Klientin war vor der Sitzung nicht aufgeklärt worden, was Hypnose ist, vor allem was sie nicht ist und was sie tun kann und darf.
Als Folge überlegte die 37-jährige Frau während der Sitzung dauernd, ob sie denn jetzt in Hypnose sei oder nicht. Das machte sie unsicher. Sie war durch diesen Gedanken ebenso abgelenkt wie vom dem Bedürfnis, sich bequemer hinzulegen.
Unter diesen Umständen funktioniert es selten, dass der Klient gut in Hypnose geht und die Sitzung die gewünschte Wirkung zeigt.
Es ist es immens wichtig, die Klienten vor der eigentlichen Hypnosesitzung genau zu informieren, wie sie sich den hypnotischen Zustand vorstellen können und was sie machen können.
Hypnose ist kein …
… Schlaf. Du hast dabei keinen Blackout, bist nicht ohnmächtig oder „weg“. Hypnose ist auch keine Willensschwäche oder Kontrollverlust.
Im Gegenteil! Die Klienten kommen zu uns Hypnosetherapeuten, weil sie zum Beispiel keine Kontrolle haben über einen bestimmten Aspekt ihres Lebens, wie zum Beispiel über ihre Gesundheit oder bestimmte Verhaltensweisen.
„In Hypnose stecken bleiben“ gehört ebenfalls zu den hartnäckigen Märchen, die sich über Hypnose halten. Wie bitte soll jemand stecken bleiben in einem Zustand, den jeder Mensch auf dieser Welt tausende Male in seinem Leben erlebt, weil es ein natürlicher Zustand von uns Menschen ist?
Wir sind oft ganz automatisch in Trance, wenn wir lange und bekannte Strecken mit dem Auto fahren und dabei nicht mitbekommen, wie die Kilometer hinter uns bleiben. Oder wenn wir an einem See sitzen und auf’s Wasser schauen, dabei nicht merken, wie die Zeit verrinnt.
Steckenbleiben ist Quatsch. Selbst wenn der Hypnotiseur den Raum ohne Ankündigung verlässt, merkst du als Klient irgendwann, machst die Augen auf und bist wieder voll präsent. Oder du schläfst ein, weil es sich so gut anfühlt in Hypnose zu sein. Dann wachst du irgendwann aus dem Schlaf auf, als hättest du zu Hause auf dem Sofa ein Nickerchen gemacht.
Hypnose ist…
… ein Zustand der Konzentration und Fokus nach innen, in dem das Bewusstsein temporär in den Hintergrund und das Unterbewusstsein in den Vordergrund tritt. Der hypnotische Zustand wird in der Regel über körperliche Entspannung herbeigeführt, kann aber auch durch gleichmässige Bewegung wie bei der Aktivwach-Hypnose erzielt werden.
Dieser Zustand der Hypnose bietet zwei Vorteile, die im “Normalzustand” nicht gegeben sind. Zum einen ist das Unbewusste direkt ansprechbar und zum anderen ist die Konzentrationsfähigkeit stark erhöht. Der Grund dafür liegt in der unterschiedlichen Verarbeitungsgeschwindigkeit von Informationen:
Dadurch ist eine transformative Arbeit möglich, die im normalen Zustand nicht durchführbar ist oder deutlich länger brauchen würde. So kann ein Mensch, der hypnotisiert ist, belastende Ereignisse aus der Vergangenheit sehr viel schneller verarbeiten als ohne Hypnose. Denn die Zeit allein heilt keine Wunden.
Der Zustand der Hypnose lässt sich zum Beispiel mit dem völligen Versinken in einen Film vergleichen, den man „mitlebt“. Oder beim Lesen eines spannenden oder bewegenden Buchs, bei dem man das Gefühl hat, direkt in der Geschichte dabei zu sein.
Auch Tagträumen ein hypnoseartiger Zustand.
Der Zustand der Hypnose ist also ein völlig natürlicher Zustand, den jeder Mensch sehr häufig erlebt, ohne es zu merken oder ihn als solchen zu registrieren.
In Hypnose kannst du…
… kurz gesagt: alles.
Du hörst in Hypnose alles, was der Hypnotiseur sagt. Du denkst ganz normal und kannst argumentieren. Du kannst reden und antworten, dich bewegen und kratzen, lachen und weinen. Du sollst dich sogar bewegen, wenn dir danach ist, damit dein Fokus auf dem Geschehen in der Hypnose bleiben kann. Du kommst deswegen nicht raus aus der Hypnose. Nicht dein Körper ist in Hypnose, sondern dein Geist.
Du kannst in Hypnose sogar lügen, wenn du das willst. Oder jederzeit aufstehen und gehen.
Als ich der Büroangestellten diese Fakten mitgeteilt hatte, bestätigte sie mir, dass sie bei der damaligen Hypnose darüber nicht aufgeklärt worden war. Sie dachte, sie mache die Augen zu und bekomme dann nichts mehr mit bis die Hypnose vorbei sei.
Dieser Meinung sind viele Menschen. Wenn sie dann doch alles hören und denken können, glauben sie verständlicherweise, nicht in Hypnose zu sein beziehungsweise nicht hypnotisierbar zu sein. Dann lehnt das Unterbewusstsein die Veränderung ab, die der Klient machen möchte.
Nach unserer Sitzung berichtete die Frau, das habe sich ganz anders angefühlt als bei seiner ersten Hypnose, da sie nicht mehr abgelenkt war. Sie sei voll beim Thema gewesen, das wir bearbeitet hatten.
Und sie hatte auch einige der subjektiven Veränderungen im hypnotischen Zustand bemerkt, über die ich ihr Vorgespräch erzählt hatte. Aber im nun wusste sie, dass das Anzeichen für den hypnotischen Zustand sind.
Subjektive Veränderungen in der Hypnose
Wenn die Klienten wissen, wie es sich anfühlen kann, in Hypnose zu sein, sind sie nicht abgelenkt, wenn zum Beispiel folgendes auftritt:
- Arme und/oder Beine werden ganz schwer oder leicht, oder sie fühlen sich länger oder kürzer an.
- Augenlider flattern oder Lidschlag tritt auf.
- Kribbeln und Pulsieren in Fingern und/oder Zehen oder auf der Kopfhaut.
- Eine oder mehrere Tränen laufen, ohne dass Emotionen vorhanden sind.
- Zu Beginn der Hypnose vermehrter Schluckreflex, der dann nachlässt.
- Das Gefühl, der Körper liegt schief oder rutscht im Sessel.
Und es gibt noch weitere. Es treten nicht alle beschriebenen Veränderungen ein. Manchen Menschen spüren sie intensiver als andere. Das ist sehr individuell.
Beschwerden beseitigt
Der Büroangestellte berichtete vier Wochen später begeistert, dass ihre Symptome schon fast verschwunden sind und es ihr täglich besser geht.
Viele Menschen denken, sie sind nicht hypnotisierbar, weil sie falsche Vorstellungen über die Hypnose haben. Darum ist es mir sehr wichtig, dies alles so ausführlich wie nötig zu besprechen mit meinen Klienten, bevor wir mit der Hypnose beginnen.
Sind diese Missverständnisse geklärt, klappt es auch mit der Hypnose.